Interventionsstrategien

Interventionsstrategien aktiv einzusetzen bedeutet in der Entwicklungspädagogik, sich schon bei der Planung der Lernprozesse eventuell notwendige Interventionen (ergeben sich aus den Förderzielen des ELDiB) zu überlegen, um sie dann in der Aktivität einsetzen zu können, bevor eine für das Kind/den Jugendlichen positive Situation in Störungen oder Krisen übergeht. Dabei bleiben die Leitgedanken immer die Grundlage für Planungen und Handlungen und „Bauchentscheidungen“, die anschließend dem Erwachsenen Bauchschmerzen bereiten, werden reduziert und neue Kompetenzen des Kindes und Jugendlichen werden aufgebaut und gefestigt.

„Herausnahme aus der Gruppe, aber Verbleib im Raum“: eine Strategie die (leider) meist erst dann angewendet wird, wenn der Erwachsene feststellt, ein Kind/Jugendlicher kann an einer Aktivität in der Gruppe nicht (mehr) teilnehmen. Als aktive Strategie rechtzeitig angewendet, ermöglicht sie dem Kind/Jugendlichen eine Aus- und Bedenkzeit mit der Chance auf eine weitere erfolgreiche Teilnahme in der nächsten Phase. Die Anwendung beschränkt sich auf die Entwicklungsstufen I, II, und IV.
„Herausnahme aus dem Raum“ als aktive Strategie eingesetzt, ermöglicht dem Kind /Jugendlichen Bedürfnisse und Ablenkungen mit einem Erwachsenen außerhalb der Gruppe zu klären und zwar bevor eine Krise eintritt. Durch die Begleitung des Erwachsenen können eventuell auftretende Entwicklungsängste aufgefangen werden.
„Kontrolle über das Material“ ist eine wichtige Strategie zur Strukturierung von Abläufen und ermöglicht so dem Erwachsenen eine erfolgreiche und freudvolle Teilnahme jedes Kindes/Jugendlichen zu sichern. Auch hier ist der Grad der Kontrolle von der Entwicklungsstufe abhängig.
„Konfrontation“ eine seltene eingesetzte Strategie, die in der Regel bei extrem abweichenden Verhaltenangewendet. Sie setzt dem Kind/Jugendlichen Grenzen setzt und zeigt Konsequenzen bei deren Nichteinhaltung auf. Auch hierbei ist es wichtig, die Strategie frühzeitig, also vor der Eskalation, anzuwenden um noch mögliche, angemessene Verhaltensalternativen aufzreigen zu können. In niedrigen Entwicklungsstufen erfolgt sie in Kombination mit physischen interventionen (Stufe I/II/) in höheren Entwicklungsstufen verbal (III) oder verbale Interpretation (IV/V)
„Regeln, Bitten, Anweisungen“ werden immer positiv formuliert, d. h., die Verhaltenserwartung wird deutlich.
Beispiel: Anstatt: „Wir rennen nicht durch den Flur“ Positiv formulieren: „Wir gehen langsam durch den Flur.“
So kann der Erwachsene bei Einhaltung der Regel, dem Folgen der Bitte oder der Anweisung das angemessenes Verhalten „spiegeln“ oder „loben“ und damit den Blick auf Stärken richten. Dabei wird das Selbstbild der Kinder/Jugendlichen positiv beeinflusst.
„Umgestalten“ wird eingesetzt, wenn absehbar ist, dass ein Kind/Jugendlicher eine ihm gestellte Aufgabe in diesem Moment nicht lösen kann. In der Regel wird die Strategie einerseits verbunden mit einem Hinweis auf die bisher erfolgreiche Bewältung eines Teils der Aufgabe, andererseits wird gemeinsam wie und wann der Zeitpunkt festgelegt der Rest erledigtwerden kann. So erlebt das Kind / der Jugendliche keine erneute Unzulänglichkeit. (Baum der Entwickung)
„Umlenken“ bedeutet, die Aufmerksamkeit des Kindes/Jugendlichen wieder auf die gestellte Aufgabe umzulenken, entweder durch physische Nähe, eine Bemerkung zu bereits Erledigtem etc. Auch hier stehen bei der Anwendung der Strategie die erfolgreiche Teilnahme des Kindes an Aktivitäten und der Blick auf Stärken im Vordergrund. (Grundannahmen)
„Physische Nähe“ dient der nonverbalen Unterstützung und der Fokussierung von Aufmerksamkeit des Kindes/Jugendlichen auf die vorliegende Aufgabe. Diese Strategie wird am häufigsten in der Stufe I (als tatsächlicher Körperkontakt), weniger in Stufe II (hier nur noch Berührung wie z.B. Schulterklopfen), selten in Stufe III (körperliche Anwesenheit) und gar nicht mehr ab Stufe IV eingesetzt.
„Physische Intervention“ beinhaltetet alle körperlichen Aktionen des Erwachsenen zwischen leichter Berührung, um die Aufmerksamkeit des Kindes/Jugendlichen zu erreichen, und dem Eingerenzen des Aktionsradius des Kindes/Jugendlichen mit dem eigenen Körper des Erwachsenen (z.B. Blickkontakt unterbrechen etc.) Diese Strategie wird am häufigsten in der Stufe I und gar nicht mehr ab Stufe IV eingesetzt.
„Verbale Interaktion zwischen Erwachsenen“: eine häufig angewendete Strategie in den Stufen III und IV. Sie ermöglicht Kommunikationsstrukturen (wie erfrage ich etwas, wie löse ich Meinungsverschiedenheiten, etc.) und mögliche Reaktionsmuster vorzugeben ( und sie vorzuleben) und so die Kompentenzen der Kinder/Jugendlichen zu erweitern. Eine weitere Chance ergibt sich bei der Anwendung dieser Strategie als „Reden über Dritte“. So können angemessene Verhaltensanteile laut wiedergegeben werden, ohne das Kind/den Jugendlichen persönlich anzusprechen.
„Motivation durch Material“: der Entwicklungsstufe angepaßtes Material (konkret(I/II), semi-abstrakt (III/IV), abstrakt (IV/V)) unterstützt den Aufbau der Kompetenzen und garantiert die erfolgreiche Teilnahme und den Lernerfolg. (Grundannahmen)
„Interpretation“ geht vom Erwachsenen aus und soll dem Kind/Jugendlichen Zusammenhänge zwischen seinem Verhalten und dem der Mitmenschen aufzeigen sowie den zugehörigen Emotionen. Um diese Zusammenhänge zu erkennen, werden bestimmte Kompetenzen voraussgesetzt. Daher ist diese Strategie wirkungsvoll nur in höheren Entwicklungsstufen einzusetzen.
„Life-Space-Crisis-Intervention (LSCI)“ eine Strategie zur Gesprächsführung in mehreren Schritten mit Kindern/Jugendlichen in einer Krise. Sie hilft dem Kind/Jugendlichen die Krise zu bewältigen und eine eigene Lösung für die aktuelle und ähnliche Situationen zu finden. Sie unterstützt den Aufbau von Kompetenzen durch Simulationen während der Klärung und einer mit dem Kind/Jugendlichen, sowie anderen Beteiligten, abgesprochenen Rückkehr in die Gruppe.
„Strukturierung“: Die äußere Strukturierung hilft dem Kind/dem Jugendlichen sich sicher zu fühlen und eine eigene innere Struktur aufzubauen. Der Grad der Strukturierung ist abhängig von der vorliegenden Entwicklungsstufe (je niedriger die Entwicklungsstufe, desto höher die Strukturierung). Diese Strategie beinhaltet sowohl die Struktur des Raumes und der Zeit, als auch Rituale und Arbeitsabläufe. Auch die Wahl der zur Entwicklungsstufe Rolle des Erwachsenen ist ein Strukturierungsmerkmal. (Entwicklungsstufen)
„Spiegeln“ ist eine beschreibende, nicht wertende Aussage darüber, was ein Schüler oder eine Schülergruppe tut oder sagt, bezogen auf angemessene Verhaltensanteile. Diese Aussage impliziert häufig eine Erinnerung an einen Fortschritt oder an ein gezeigtes angemessenes Verhalten sowie eine Erinnerung an die momentane oder generelle Anforderung. Diese Intervention wird häufig eingesetzt in den Stufen II und III.
„Lob/positives Feedback“ eine Strategie, die vom Erwachsenen ausgeht und deren Inhalt sich an dem Fähigkeitsprofil der jeweiligen Entwicklungsstufe orientiert. Sie bezieht sich immer auf präzise Situationen und unterstützt so den Aufbau von Kompetenzen. Dabei werden sowohl kognitive Leistungen als auch angemessene Verhaltensanteile in den Blick genommen. Für Kinder/Jugendliche mit sozial-emotionalem Förderbedarf ist „Lob/positives Feedback“ durch den Erwachsenen sparsam einzusetzen, um für diese Klientel glaubwürdig und „echt“ zu bleiben und die Selbstzweifel des Kindes nicht noch zu erhöhen.
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